DARC EXPEDITION – Hersteller von Offroad-Wohnmobilen auf Iveco Daily 4×4 und die schnelle Plauderstunde, in Sachen DARC Mono 4×4, mit Tom Konecny.
Tom Konecny ist einer der zwei Köpfe von DARC. Wir haben uns, bei bestem Sommerwetter, zu einer Plauderstunde verabredet. Ja klar, um den DARC Mono sollte es gehen. DARC Mono ist ein Offroad-Wohnmobil mit Monocoque-Kabine auf Basis IVECO Daily 4×4. Kurz gesagt: präzises Handwerk, Made in Göppingen.
Tom – studierter BWLer – weiß, was er will. Wie schon mit 17 Jahren beim sattelfesten Schrauben an seinem BMW-Zweiventil-Boxer. Das Motorrad sollte „anders“ werden. Hipster-Design meets metal. Cruiser-Qualitäten wichen trockener Optik, die Szene applaudierte … Aus der Schrauberorgie wuchs Diamond Atelier – Custom Motorcycles.
2020. Unternehmen wurden vom Corona-Virus, nennen wir es mal, geschüttelt und nicht gerührt. Tom, damals Head of Strategy bei Automobili Pininfarina, traf sich mit Jens, CEO – Karl Walter Formenbau, auf einen Kaffee. Lange Rede, DARC Mono ist das heutige Ergebnis eben dieses Treffens.
Jens (genauer Dr. Jens Buchert), kommt aus der Softwareindustrie und kaufte vor acht Jahren die Karl Walter Formenbau. Ein 1962 von Karl Walter gegründetes Automobilzulieferunternehmen. Werkzeug- und Formenbau, aber auch Entwicklung, Konstruktion, Fertigung und Montage – seine Zutaten fürs Projekt.
Foto: Tom Konecny, CEO DARC Exp (sorry Jens – hoffe, noch ein Bild von dir nachreichen zu können … ;)
Das ist, was DARC Mono ausmacht!
Für mich, auch als Fotograf, ganz klar das Design. Es ist nicht gelogen, wenn ich sage, dass DARC Mono genau genommen eins der schönsten unter den Offroad-Wohnmobilen, welche ich bisher gesehen habe, ist. Punkt.
Und das ist eher Toms Baustelle, er ist federführend fürs Design verantwortlich. Sichere Linienführung, wohlwollende Kanten, vor allem aber raus aus dem Einheitsbrei.
Ganz ehrlich – wenn ich einen Sponsor ausmachen könnte, der die sechsstellige Summe, welche mit einer sicheren vier beginnt, rauslegt, ich würde heute noch bestellen. Aktuell, so Tom, müsste ich dann zehn Monate darauf warten.
Ok, Design ist natürlich nicht alles. Funktionieren sollte das dann auch noch. Aber hier mache ich mir, ehrlich gesagt, weniger Gedanken. Die Manufaktur kommt aus dem OEM-Lager (OEM > Original Equipment Manufacturer). Sprich, sie produzieren für die angesagten Hersteller.
Wir fertigen schließlich auch für Rolls Royce …
Dr. Jens Buchert, CEO Karl Walter Formenbau, technische Leitung DARC
Die DARC-Mono-Kabine
Wie gesagt, DARC EXPEDITION kommt mit industriellem Background und DIN-genormte Fertigungen gehören zum Tagesgeschäft. Das Ganze serviert mit Industriedesign, welches auch der Zeit entspricht. Andere Hersteller „flunkern“ hier gern mal und setzen konsequent auf Linien und Formen der frühen Neunziger. Obsolet im solchen Preissegment. Wie ich meine …
Auch Offroadwohnmobile müssen nicht mehr aus dem Ganzen gefeilt werden.
Inspiration für die Raptor lackierte Kabine, welche aus recycelten Karbonfasern gefertigt, aus einem Guss kommt, handlaminiert wird und um 495 kg wiegt, holten sich die Göppinger bei den Trucks der legendären Rallye Dakar.
Tom meinte, er könne zu jedem Einzelteil der Kabine mindestens eine Stunde referieren. Ja, das kann er wirklich. So und so. So geht übrigens auch Begeisterung!
Nachfolgende O-Töne bringen das wohl am besten rüber.
Jedes fucking Scharnier, jeder Griff …
Aluminium, CNC-gefräst, eloxiert.
Selbst die scheiß Nieten sind von uns. Da ist nichts vom Hornbach geholt.
Denn wir wollen auch die Verantwortung für die Sachen haben.Tom Konecny, CEO DARC EXP
Übrigens …
Übrigens kann ich hier unmöglich jedes Detail des DARC-Aufbaus beschreiben. Dafür reichte weder die Zeit vor Ort noch ist der Artikel dafür gedacht. Zwei/drei Beispiele will ich euch aber nicht vorenthalten. So Ihr Fragen zum DARC Mono habt, nutzt gern die Kommentare unten. So wird das vielleicht noch etwas komplexer.
CNC-Gefräst
Zum Beispiel ist der isolierende Schaum, im Inneren der Kabine, nicht gespritzt, sondern wurde CNC-gefräst. So entstehen weder ungenutzte/unisolierte Ecken, noch Raumverlust wie bei der Verwendung von Plattenmaterial, so Tom.
Normalerweise, wenn du das alles mit Plattenmaterial machen würdest, fährst du im kompletten Auto 30-40 Liter Luft mit.
Und das ist eine Sache, die man, wenn es dir keiner sagt, auch gar nicht sehen würde …
Die Fenster
Nur um mal an einem Beispiel zu verdeutlichen, welcher Aufwand bei DARC betrieben wird, auch hier wieder griffige O-Töne des Interviews mit Tom.
„Die Fenster beispielsweise. Das sind rahmenlose Fenster. Hier arbeiten wir mit BBG zusammen, ein Kontakt von Jens.
BBG macht hochwertige Kleinserien, z.B. für Bugatti Chiron oder Veyron …
Wir sind hingefahren und haben gesagt, wir wollen Expeditions-Fahrzeug-Fenster machen.
Diese doppelt verglasten, entlüften Echtglasfenster sind einlaminiert in Carbon-Rahmen. Den Rahmen fertigen wir, wie auch die federleichten Gasdruckdämpfer, die Griffe, die Scharniere …, natürlich selbst.
So ein Fenster, wie hinten, gibt es im Markt gar nicht – das hat 1,50 x 60 cm und ist, wie alle anderen Fenster, absenkbar.
Wir wollten da keine Hausbaufenster drin haben, die zufällig im Wohnmobilbau gelandet sind …“
By the way. Das Rollo, vor dem hinteren Fenster, dient natürlich als Leinwand für den mitfahrenden HD-Beamer. Blockbuster im 16:9 Format geht so auch im Camper!
Die Staufächer
Zugegeben, hier vermisse ich dann doch etwas. Für mich sind sie eindeutig zu klein. Aber eben auch eine Folge der ansonsten super kompakten Bauweise.
Selbstredend kommen auch hier die Scharniere und Griffe aus der eigenen Fräse. Der Mehrwert dieser Fächer – man kommt an jedes Fach auch von innen, über die Sitzbänke, ran. Das schaffen OEM’s recht selten.
Das Hubbett
Ja, auch handlaminiert aus Carbon. Darunter gibt es Raumgefühl, statt Beklemmung.
Der Boden
Krankenhausboden-Beschichtung – bakterienfrei und unempfindlich.
Klappen erlauben den Zugang zu den Installationen. Dazu gehören, im Handbuch beschriftete Sicherungen, aber auch CNC-gefräste Wasserverteilungen …
Der Zwischenrahmen
Lasst mich mal einen Ritt mit gefährlichem Halbwissen zelebrieren.
Im Hof steht ein Daily mit frisch verzinktem Zwischenrahmen. Auch eine Eigenkonstruktion, welche natürlich konsequent um unnötiges Material – per Laserschnitte – reduziert wurde, eben um auf das Gewicht zu achten.
In der Regel findet man hier einen viereckigen Rahmen aus Metallprofilen, der fest mit der Kabine verbunden wird und über eine Federlagerung mit drei oder vier Punkten am Rahmen der Basis befestigt ist.
Die DARC-Kabine wird hinten fest mit dem Rahmen verbunden und sitzt vorn in einer V-Führung. Hierdurch wird übrigens auch ein beträchtlicher Raum im Boden gewonnen. Dieser doppelte Boden (quasi unter Punkt Null, was die Gesamthöhe der Kabine reduziert) isoliert und spendet den Installationen von Wasser, Abwasser und Strom reichlich Space. Weiter werden so Vibrationen im Heck vermieden. Das Auto bewegt sich unter der Kabine, die volle Torsion ist, durch die Dreipunktlagerung des Rahmens, gegeben.
Jens, warum stellt ihr die Qualität eurer Produkte nicht in den Vordergrund?
Weil es für uns normal ist, René! Wir sind in dieser Branche groß geworden. Wir waren immer der Fußabtreter der großen Automobilisten.
Dr. Jens Buchert, CEO Karl Walter Formenbau, technische Leitung DARC
Die Basis – ein IVECO Daily 4×4
In der Szene weder unbekannt noch wegdenkbar, der Iveco Daily 4×4. Ehrlich gesagt hatte ich mir, im Jahr 2020, auch schon mal ein Angebot rechnen lassen. Als Kastenwagen zum Selbstausbau. Nach etwas Recherche hatte ich es aber dann doch gelassen. Sucht im Netz nach „Iveco Daily + Verteilergetriebe + Probleme“ oder klickt euch z.B. hier rein.. Ok, die einen sagen so, die anderen so. Weiter hat sich da wohl auch einiges getan, so auch Tom, der aktuell von keinen Problemen seiner Kundschaft wusste.
Long story short – hier die Argumente für den Daily. Der letzte Punkt ist eindeutig der Killer für Offroad-Enthusiasten.
- 176 PS
- 3-Liter Hubraum
- 430 Nm Drehmoment
- 8-Gang-Automatik, genauer ein HI-MATIC-Automatikgetriebe mit 16Vorwärts- und 2 Rückwärtsgängen
- zulässiges Gesamtgewicht von 7 Tonnen
- Differenzialsperren an Vorder- und Hinterachse sowie am Verteilergetriebe
Ich finde es sympathischer, kleinere Brötchen zu backen, als auf dicke Eier zu machen. Wir halten bei vielen Sachen lieber die Klappe, dafür sind die Autos gut.
Tom Konecny, CEO DARC EXP
Alufelgen für den IVECO Daily 4×4
Wir haben die letzten 20 Jahre für große, europäische Felgenhersteller Räder hergestellt. Genauer kamen die Guss-Werkzeuge von Karl Walter Formenbau, so Jens.
Da Iveco keine Offroad-Alu-Felgen im Programm hat, machten sich die DARC’s konsequent daran, welche zu entwickeln.
Klar, mit TÜV-Abnahme und in OEM-Qualität. Das Ganze für ca. 9.600 Euro brutto (Stand 8/2024). Ganz wichtig – es sind 17-Zoll-Felgen mit 37 er Reifen. Kurz um – kleine Felge, viel Gummi. Offroader wissen, dass das im Gelände ein echtes Feature ist.
Ich glaube, damit ist DARC in Sachen Felgen für den IVECO DAILY 4×4 absolut wettbewerbsfähig. Vielleicht sogar fähiger.
Wenn ich heute eine Idee habe, gehe ich zu meinem Konstrukteur, der konstruiert es. Der Kollege, der die Maschinen programmiert, legt es an. Ich gehe ins Lager, hole ein Stück Stahl oder Alu, lege es drauf und in der nächsten Schicht ist es fertig.
Dr. Jens Buchert, CEO Karl Walter Formenbau, technische Leitung DARC
Eigene, DIN-zertifizierte, Fertigung.
Das ist der USP (Unique Selling Proposition – Alleinstellungsmerkmal). Also für mich.
„Aus meinem tiefsten Herzen bin ich Modellflieger, ich baue seit 30 Jahren Segelflugzeuge aus Kohlefaser.“ So Jens beiläufig, fast zurückhaltend, als er mich durch sein Unternehmen führt.
So sieht sich das Unternehmen als qualifizierter Zulieferer im Segment des IVECO Daily. Egal ob für Förster, Feuerwehren, Spezialfahrzeuge oder eben Ausdauer.
Klar, Sprinter-Teile habe ich da auch ausmachen können. Dazu, vielleicht beim nächsten Mal, mehr.
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