Nach dem die 125er zu zweit tatsächlich etwas zu mager war, steht eine YAMAHA Sr 250 erst für den Umbau auf der Montagebank, später Dann in der Hymer-Wohnmobil-Garage.
Das „Sr“ der Yamaha Sr 250 steht wohl für „Single road“, einspurige oder treffender schmale Straße zu Deutsch. Was immer das heißen mag?
Ok, einen „Breiten“ macht die leichte Dame auf keinen Fall. Ganze 20 PS stellt der „Eintopf“ [ugs. vermeintlich lässig für Einzylinder] zum Siedepunkt bereit. Als sie 1982 gebaut wurde, war ich ganze 12 Jahre jung, da hätte mir eine solche Leistung mehr als imponiert. Heute ist die Leistung der Sr 250 eben das, was damals mit runden 130 Kilogramm machbar war.
Nicht nur ein Kompromiss zwischen Leistung und Gewicht.
Ok, der Hymer ML-T hat, ab Werk, ein Gewichtsproblemchen. Wie an der ein oder anderen Stelle schon episch diskutiert. Genau genommen hat das fast jedes Wohnmobil. Beim ML-T-4×4-Sprinter ist nicht nur das zulässige Gesamtgewicht ein begrenzendes Thema, vielmehr sollte man die Achslast der Achse zwei im Blick haben.
Eben deswegen sollten es „leichte“ Roller, Mopeds oder Motorräder sein. Für alle, die noch nicht auf einer Waage waren – macht das! Komplett bestückt. Mit dem Frischwasser lässt sich dann immer noch etwas „zocken“. Aber irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Genau genommen sägt die Yamaha Sr 250 schon an genau dieser Fahnenstange. Aber das ist ein ganz anderes Thema.
Beim Hymer Venture S sprach ich neulich von Form Follows Function. Sprich, Design muss auch funktionieren. Genau an dieser Stelle steht für mich die Zweihundertfünfziger. Sie hat genau diese lässige Ästhetik vergangener Jahre, welche ich mag. Kein Bling-Bling, kein Schischi. Also unterm Kittel und befreit vom eigentlichen Look.
Und sie funktioniert. Auch nach über vierzig Jahren tadellos.
Yamaha SR 250 – Vom Softchopper zum …?
Ab Werk kommt die Singleroad als „Softchoper“. Weder Fisch noch Fleisch, wie ich fand. Aber … Urgemütlich zu fahren. Der Griff zum Lenker gleicht dem Griff zu den Sternen, die Couch lädt zum Kaffeekränzchen ein, der damals erstrebenswerte elektrische Anlasser kickt die schaukelnde Fuhre in die Bahn. Was ein Kokolores wieder …
Tatsächlich war es so, dass ich sie in der Nähe von Amberg abholen ließ. Mein zuverlässiger Kindergartenbuddy (auch ML-T-Fahrer übrigens) hatte sie für mich geholt und stotterte fast, als er von der Probefahrt schwärmte. Ja, sie fährt sich echt gemütlich, die charmante alte Lady.
Ich hatte keine Ahnung, was es werden soll. Auf jeden Fall sollte der Chopperlook verschwinden. Und zwar komplett. Weiter musste es schnell gehen. Wirklich schnell. Genau genommen wurde die Sr in 14 Tagen zusammen „geschossen“. Ein Nakedbike im Style der Siebziger hatte ich mir vorgestellt. Vielleicht auch etwas von MC Queen’s „Triumph TR 6 Trophy“ habend. Ok, das wären dann die Sechziger und wirklich vergleichbar ist das auch nicht.
Geworden ist es also ein Kompromiss aus „so gefällt mir das“ und „das lies sich recht schnell realisieren“. Yamaha Sr 250 Custom made in 2024.
Na klar, mit aktueller Plakette und allen notwendigen Eintragungen (Sitzbank, Reifen, Loop).
Der grobe Plan für deN Umbau der Yamaha Sr 250
Ganz so viel war es gar nicht. Möglichst Plug & Play sollte es auch bleiben. Weiter sollte die pure Charakteristik des Japaners unbedingt erhalten bleiben. Klar, das Sofa musste, samt Kissen, runter und die Klimmzugstange konnte auch weg. Das Cockpit sollte bleiben. Die in Chrome gefassten Armaturen passen zum Konzept. Griffe und Spiegel mussten neu. Spiegel reicht übrigens einer, da vor 90 zugelassen (Quelle: https://www.dekra.de/de/spiegel/). Der Rest ist eigentlich nur noch Kosmetik. Kosmetik, die das satte Chrome der frühen Achtziger ergänzen sollte. Mattschwarz war schließlich gestern! Glänzen soll es!
Die übergroße Laterne vorn und das kubische Schlusslicht sollten ebenfalls bleiben. Die sind Retro genug. Also die Kaffeetassen, die den Weg anzeigten („Fahrtrichtungsanzeiger“ – Deutscher haben wir’s wohl gerade nicht?) mussten auch weg. Kleiner und schwarz/weiß hieß es hier. Da kamen die China-Böller auf „Kleinanzeigen“ gerade recht. Sie wurden einer neuen „Keeway V-Cruise“ fachgerecht entnommen. Fünfzig Euro später blinken sie, wesentlich heller, als es die Vorgänger vermochten, der Yamaha den Weg.
Hier schnell noch die gemachten und (wichtig) geprüften Umbauten bzw. verbauten Teile.
- LED Bullet-Optik-Blinker wie oben schon erwähnt – zwingend zur Umrüstung auf LED wurde natürlich auch das Relais unterm Tank getauscht …
- Sitzbank (Gott war ich froh eine im spanischen Online-Shop von ModelikoCafeRacers gefunden zu haben. Sie kommt von JADUS und passt perfekt. Ein wahrer Freak in Sachen Yamaha Sr 250!)
- Seitendeckel (3-D-Print mit den Daten von Jadus – Thx Jake!)
- LSL-Lenker, flacher als die originale Griffstange
- verlängerter Rahmen mit Haltegriff unter der Sitzbank (Für den Mann mit dem grauen Kittel – eben, dass sich da jemand festhalten kann. By the way – zum Rangieren gar nicht so übel.)
- Reifen vorn und hinten – auf Grobstolliges wollte ich bewusst verzichten, der Laufkultur wegen …
So sind es Trail-Reifen geworden. Vielleicht sattel ich da doch noch mal um. Nur der Optik wegen, denn laufen tun sie exakt, wie erwartet. Wissend, dass ein Straßenreifen wesentlich besser performen würde. Aber einerseits eben nur auf der Straße und andererseits passt die „schnöde“ Optik nicht zum Konzept. Weiter drückt mir der leichte Oldtimer auch im Gelände Freude in den Brustraum. - Rahmen um einige Halterungen „erleichtert“ – Augen zu, Flex an und durch!
- Lack – da geht nur Porscheschwarz meinte Jan …
Gott ich mag diese Speckschwarte. Ein astreiner Kontrast in Schwarz/Weiß! DANKE, Jan!
Das Ganze serviert mit frischem Öl, Ölfilter, Luftfilter und Kerzenwechsel, Vergaserreinigung sowie der ein oder anderen altersbedingten Spitzfindigkeit.
Übrigens. Während ich diesen Bericht hier schreibe, steht die Yamaha vor dem Camper. Ross und Reiter sind heute runde 150 Kilometer durch die Alpen und deren Pässe geritten. Berge, Serpentinen, eine frische Brise Enzianduft, aber auch ziemlich die Hälfte der Strecke, genau genommen, unter Wasser. Rettungsschwimmerprüfung bestanden! Das Bad im ML-T könnte, für solche Orgien, etwas mehr beheizte Wäscheleine, für die Trocknung der Mannschaftsklamotten, bieten …
Erfahrene Erfahrungen mit der über vierzig Jahre alten Yamaha Sr 250
Ehrlich gesagt – Sahneschnittchen!
Weiß gar nicht, ob es daran liegt, dass man sich „auf ihr“ in die Achtziger zurückversetzt fühlt. Auch dank der Trommelbremsen hinten und vorn. Die verzögern den Bumms. Aber eben nicht wie von Scheibenbremsen gewohnt, eher mit etwas Echo. Das verinnerlicht, fängt man an zu cruisen. Mit Sozia ohnehin. Ohne selber lässt es sich etwas lässiger an. Zum Beispiel in den Serpentinen der Alpen (mit ganzen 250 Kubikzentimeterchen) beim Überholen der fetten Maschinen aus der Neuzeit. Sie ist leicht, ziemlich kurz, handlich, fast quirlig.
Aber auch antik. Was das Fahrwerk schon beim Aufsitzen signalisiert. Straff ist da allenfalls der Luftdruck in den neunen Pellen.
Bei ca. 4000 Umdrehungen liegt wohl in etwa die Wohlfühltemperatur. 8000 U/min bringen die Fuhre bei maximaler Leistung nach vorn. Hören will das allerdings keiner. Der Eintopf scheppert sich dann ordentlich einen ab. Was ab Werk und eben Stand der Achtziger so war und ist. Die Ventile sollten da noch hörbar rasseln. Schlechter wäre, durch zu straff eingestellte Ventile, nichts zu hören.
Übrigens liegt ihr auch das untertourige Fahren, also um 2000 u/min – kein Stottern, kein Ruckeln, kein Loch. Im Vergleich zur letzten 390-er KTM liegen da Welten.
Fazit – Spaßgarantie für den Oldtimer am Lenker des Oldtimers! Witzig wieder!
Teil zwei dann im Winter!
Wenn die reifere Dame gut über den Sommer kommt, könnte ich mir vorstellen, dass sie über den Winter noch ein kleines Update bekommt.
Die Rad-/Reifen-Kombination vorn etwas kleiner, dafür breiter. Die Sitzbank könnte etwas Steppe und der Auspuff etwas mehr Charakter vertragen. Neues, vielleicht auch strafferes Gabelöl vorn sowie dynamischere Dämpfer hinten. Die ein oder andere Politur von mattem Alu und fertig wäre sie dann wohl …
Technische Daten der Yamaha Sr 250
- Genaue Herstellerbezeichnung: YAMAHA SR 250 SE – 3Y8
- Radstand: 133,5 cm
- Hubraum: 239 ccm
- Sitzhöhe: 74 cm
- PS/KW: 20/15
- Bauart: Viertakt-Einzylinder-Benzin-Motor mit oberliegender Nockenwelle
- Bohrung: 73,5 mm
- Hub: 56,6 mm
- Verdichtungsverhältnis: 8,9:1
- Kupplung: Mehrscheiben-Nasskupplung
- Gewicht trocken: 124 kg – m/ein Killerargument für den Transport im Wohnmobil
- Kraftstofftank: 10,8 Liter
- Gabelöl pro Holm: 168 ML SAE 10W
- Motoröl ohne Filter: 1,3 L SAE 20W-40 (habe auf 10W-40 umgestellt)
- Motoröl mit Filter: 1,5 L
- Reifendruck (vorn): 2,0 BAR
- Reifendruck (hinten): 2,3 BAR
Diese Angaben habe ich im Internet zusammen gesucht, bzw. aus dem Reparaturhandbuch (ISBN 3-7168-1644-2). Alles ohne Gewähr! Irrtümer vorbehalten.
Noch schnell etwas PROVENIENZ
Fast schon sweet, die Vorgeschichte meiner Yamaha Sr 250. Die kurze Recherche ergab, dass das Bike genau genommen eine Vorbesitzerin hatte und sie lediglich eine Weile vom Vater der sympathischen Erstbesitzerin gefahren wurde. So sind die originalen 10.000 km, die auf der Scheibe standen, auch ziemlich gut nachvollziehbar.
Ganz ergreifend, wie sich die Erstbesitzerin freute und mir gern noch verfügbare Unterlagen zusandte. Sie bestand darauf, die Kosten nicht erstattet zu bekommen, lediglich ein paar Bildchen, nach dem Umbau, wären nett.
Irren Dank, liebe Gabriele!
Danke dir!
Wow! Du hast dir offensichtlich den ganzen Text rein gezogen. Chapeau! Freut mich. Bleib bitte unbedingt noch für wenigstens 30 sec dabei und sag mir in den Kommentaren, was Du davon hältst! Einerseits vom Bike, andererseits aber die aktuelle „Mischung“ hier auf DRAUZZEN. Das wäre mir super wichtig!
Geht das seinen Gang?
Vermisst Du etwas?
Ist da was zu viel?
Wissend, dass es der zweite YAMAHA-Beitrag ist. Damit hat sich’s dann natürlich erst mal für eine ganze Weile. Versprochen! Wobei es ja noch die Yamaha Sr 400 und die Yamaha Sr 500 gäbe, um die Single-Road-Story komplett zu haben …
PS: Die Yamaha Sr 125 stünde damit, aus Platzgründen, übrigens zum Verkauf.
* Nachstehender Disclaimer ist Bestandteil dieses Artikels.
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