Für echte Jeep-Kenner ist Heike Rosenthal keine Unbekannte. Heike betreibt eine Jeep-Garage und fährt einen Hymer Grand Canyon S 4×4.
Brackwede. Jeeps sowie ein Hymer Grand Canyon S 4×4 Crossover stehen im Hof. Ansonsten ist es kalt, trüb und nass. Grund genug, sich über die Sonne Tunesiens zu unterhalten. Etwas mehr vielleicht über Jeeps und Heikes Wohnmobil.
Frischer Kaffee, eine bestens gelaunte Heike im Office der Jeep-Werkstatt und ich finde mich virtuell, dafür Offroad in Tunesien wieder. So ganz ohne warm zufahren.
Sie strahlt beim Plaudern über ihren Trip – Heike hat den Jahreswechsel mit ihrem Hymer Grand Canyon S 4×4 in Tunesien verbracht. Wer Heike Rosenthal kennt, weiß, dass es keine gewöhnliche Reise sein konnte.
Das „schnelle Interview“ dauerte drei Stunden.
Über meinen Notizen sitzend denke ich eben, was soll ich da kürzen und wie kommt hier Struktur rein.
Wir wollten uns auf eine Stunde treffen, um über Heikes 4×4 Sprinter Wohnmobil zu plaudern. Genau genommen sind wir vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen. Quasi 4×4 durch die Kaffeeküche. Bitte seht mir nach, wenn die Struktur dadurch etwas litt und das Thema Tunesien ganz sicher viel zu kurz kommen wird.

Wer ist Heike?
Heike ist Tochter bodenständiger Eltern und kommt vom Bauernhof. Ihre kaufmännische Ausbildung in der Juwelen- und Schmuckbranche belächelt sie heute eher zurückhaltend. Denn seit 1992 betreibt sie, mit Ihrem Geschäftspartner, ein Autohaus. Nein, keins mit gläserner Ausstellung, rotem Teppich und silbernem Tablett unterm Cafè au Lait. Eher so ein Schrauberparadies für Eisen. Vorzugsweise mit den Lettern „JEEP“ im Kühler.
Von uns kannst du einen Jeep kaufen, von uns kannst du erwarten, dass wir deinen Jeep umbauen oder dass wir deinen Jeep restaurieren.
Mit 16 habe ich den ersten V8, 5,7 Liter, im Blazer K5, ausgebaut, generalüberholt und wieder eingebaut.
Ich habe das ja hier von der Pike an gelernt.
Quelle: Atze, Mitinhaber und Mechaniker
Heikes Jeeps
Eben jene Autos, die viel vom amerikanischen Charme versprechen. Selbstredend, dass die gestandene Geschäftsfrau selbst auch Jeep fährt. Genauer sogar drei.
Für den Alltag ein 2018-er Rubicon. Einen Jeep Wrangler TJ aus 2000 und für den Fun ein 66-er Willys Jeep Cj5. Klar die Militärversion M38A1 ohne Türen und Servo, dafür mit 3-Gang-Schaltung. Im Gelände ganz klar ihr persönlicher Favorit. Was will daran schon kaputtgehen?
Du hast das Gefühl, dass dir diese kurzen Sitze das Kreuz brechen wollen.
Keine Türen, keine Gurte und das Verdeck drüber ist auch irgendwie mehr nur Schein.
Aber es macht unendlich Spaß und es ist erstaunlich, was dieses kleine Auto kann.
Jeep und Camping?
Ja, wer das Abenteuer und die Freiheit sucht, campt auch. So auch Heike. Sie schwärmt vom „sein“ in der Natur. Anfangs, wie auch in der Jeep-Gemeinde üblich, im Zelt. Welches über kurze Umwege durchs Auto den Weg aufs Dach gefunden hat.
Konsequent folgte ein Wohnwagen. Nein kein weißer Bretterverschlag. Er sollte Offroad können und auch gut an den Jeep Rubicon passen. Ein Crawler ist es dann geworden.
Der Crawler hatte Probleme mit der Isolierung.
Nach einigen Touren im Norden war schnell klar, dass ihr Crawler (damals schon knapp 40.000 EUR) noch einige „Liebe“ braucht. Hier ist die Frau selbst der Mann. Vielleicht auch, weil die schlanke Heike mit ihren 160 cm bestens dafür geeignet ist, um in die entlegensten Ecken Armaflex zu pinnen. Ihrer Meinung nach, das größte Manko, nach der Elektrik, im „genieteten Blechcamper“. Die Isolation.
Wenn ich am Wochenende, also von Freitag bis Sonntag, im Bayerischen Wald bei -8°C eine 12-Liter-Flasche Gas durch ballere, weil ich so viel heizen muss …
Auch das Aufstelldach habe sie dann gar nicht mehr aufgestellt, eben weil die Wärme darüber am schnellsten entwichen sei.
Nun, Revue passierend, weiß ich gar nicht so genau, ob sie nun eher mit dem Wohnwagen unzufrieden oder ob es das Konzept war. Zumal sie immer mal fallen gelassen hat, dass sie schon gern an einer dieser organisierten Offroad-Reisen teilnehmen wollte und stets eine Abfahrt vom Organisator bekam. Man kennt sich, versteht sich. Und dennoch die Absage.
Auch trotz bester Offroadfähigkeit Ihres Jeeps und Kompetenz in Offroad selbst sowie einem Hänger, der das wohl auch können soll.
Nicht du oder der Jeep, dein Wohnwagen ist das Problem. So der Reiseveranstalter.
Genauer wohl die Länge des Gespanns im Offroad-Terrain.
Ok – sie ist keine Siebzehn mehr und „machen“ war immer schon ihrs. Der nächste Schritt sollte konsequent sein und hätte auch ein Unimog sein können. Hatte sie wohl auch mal einen und ich weiß auch gar nicht, ob es noch mal einer werden könnte. Aber Stand heute (Januar 2025) ist es letztes Jahr ein Hymer Grand Canyon S Allrad geworden. Die Crossover-Reihe aus Bad Waldsee.

Nach Jeep mit Offroad-Wohnwagen zum 4×4 Sprinter.
Dem Kauf voran ging eine lange Odyssee.
Klar war, der neue Camper sollte eine Anhängelast von 2,8 Tonnen, besser 3 Tonnen haben. Einfach, weil die Jeeps ja immer mal mit auf die Reise müssen. Frau reist eben gern mit Trailer und Jeep im Gespann.
So wunderte es mich auch nicht, dass sie wusste, was ein Maxi-Chassis ist. Händler und Verkäufer nahmen die kleine, zierliche „Blonde“ wohl auch nicht ganz für voll. So nach dem Motto „kommen Sie – fürs Technische – mit Ihrem Mann wieder“. Scheiß Machowelt, denke ich gerade, als ich mich selbst reflektierend frage, nicht auch so gedacht haben zu können …
Heike hat zwei Jahre nach dem richtigen Wohnmobil nebst passendem Händler gesucht, um dann bei einem Hymer auf Basis Sprinter 4×4 zu landen. Am liebsten wäre ihr einer mit V6 gewesen. Der wurde da gerade von der Speisekarte gewischt, um Ihre Bestellung dann, mit einem Jahr Wartezeit, zu servieren.
Die Wartezeit hat sich die alleinreisende Globetrotterin derweil mit Gespann-Reisen nach Lapland oder Trips bis zur albanischen Grenze verkürzt.
Hymer Grand Caynon S 4×4 Crossover.
Hatte ja schon mal geschrieben, dass der Crossover in Sachen Optik und Ausstattung so gar nicht „meinen“ Geschmack traf. Für Heike dagegen musste es unbedingt genau diese Ausstattung werden. Sie liebt die Autarkie und fährt Campingplätze allerhöchstens zum Ver-/Entsorgen an. Da kamen die Werbeslogans des Herstellers ganz recht.
Ok, Ausnahmen bestätigen die Regel – das Offroad-Camp von Martin und Kati in Schweden. Für Heike schon Familie. Der Besuch auf der Schwedenreise ist obligatorisch. Wie auch die Autobahn für lange Strecken.
Da bin ich glücklich und happy, wie das Auto fährt, wie bequem ich sitze und dass ich nichts machen muss.
Sie liebt den Komfort, nebst der bequemen teils vom Lenkrad zu bedienenden, Helferchen bei eben diesen langen Reisen. Genau deswegen sei es auch ein Sprinter geworden. Einfach weil er sich, dank seiner Assistenzsysteme „fast“ wie ein PKW fährt und tatsächlich auch Gelände kann.
Angesprochen auf Umbauten am GCS sagt sie:
Ja, die Kriegsbemalung habe ich sofort abgerissen.
Bei den Stahlfelgen will sie bleiben. Einerseits weil es sich für Offroad so gehört, auf der anderen Seite mag sie dieses „Delta-Design“ weniger, meint sie. Ansonsten kam noch ein Snorkel an den Anfang vom Ansaugtrakt, das wars dann schon. Eine Heckleiter, Reserveradhalterung und eine Kiste für die Bergeseile solls noch werden.
Keine 1000 Kilometer auf dem Zähler und schon zum Offroadtraining.
Meine Jungs sind in Ohnmacht gefallen und haben gesagt – nein, das Auto ist neu.
Als der Hymer Grand Canyon S 4×4, im zarten Alter von drei Wochen und mit nicht mal 1000 Kilometern auf dem Zähler, voller Schlamm, einer ins Nirwana schauende Trittstufe und echten Ast-Poren in der Seitenwand auf dem Hof stand.
Die Chefin war beim Offroadtraining. Etwas Dampfstrahler, dann sieht das schon wieder gut aus, so ihr Kommentar in die fragende Schrauberrunde.
Ich frage beiläufig, ob nicht ein Iveco Daily, mit seinen Sperren, nicht die bessere Basis gewesen wäre. Sie kenne einige Besitzer und erlebte die Fahrzeuge in den Offroadtrainings, wo sie nicht überzeugen konnten …
Würde ich eigentlich auch allen empfehlen, die so viel Geld für so ein Auto ausgeben.
Die sollen mal 2.000 Euro ausgeben, um so ein Ding kennenzulernen.
Man sollte meinen, dass Heike Offroad kann. Sicher stapelt sie genau hier auch irre tief. Vielleicht ist es das auch, was das Wesen der sympathischen Brackwederin ausmacht. Übrigens, die einzige Frau, die ich kenne, die auch einen Seilwindenworkshop gemacht hat.
Sie war, wie üblich (und lächelte) die einzige Frau zum Offroadtraining. Wobei sie es schade findet, wenn sich die Frauen weniger für Offroadtrainings bekennen. Also die Beifahrerinnen in Offroadwohnmobilen. Allein, um für den Fall der Fälle vorzusorgen.
Leute, das ist wie auf dem Boot. Ich habe auch einen Bootsführerschein, weil wir früher ein Boot hatten und ich immer gesagt habe, wenn meinem Mann etwas passiert, dann muss ich in der Lage sein, das Boot allein wieder an Land zu bringen.
Heike kann die Begeisterung für solch ein Training nicht unterbinden. Allein die viele Theorie zum Auftakt einer solchen Veranstaltung – eben auch weil sie Basis für das Folgende ist. Steigfähigkeit, Neigefähigkeit, Rampenwinkel wirft sie, wie selbstverständlich, in den Raum.
Ich habe grundsätzlich ein Problem, je schräger das wird.
Da hatten wir zum Beispiel eine Übung dabei, die war super für mich. Sie war beiläufig in eine Sektion eingebaut. Wir sind diese Sektion dann immer und immer wieder gefahren, um uns Stück für Stück hochzuarbeiten.
Ich will es ja nicht so übertreiben, dass ich dann auf der Seite liege. Du musst aber den Punkt mitbekommen.
Zwei Instruktoren führen die Gruppe mit zehn unterschiedlichen Fahrzeugen behutsam an die Grenzen der Fahrer und Fahrzeuge. Unsichere Sektionen werden so lange wiederholt, bis sie sitzen.
Und jetzt fährst du da nochmal hoch und dann kommst du nochmal runter!
Ich sage, Samir – du kannst mir den Buckel runter rutschen. Das Einzige, wo ich jetzt hinfahre, ist das Basiscamp, wo ich mir ein Bier aufmache …
Und dann war es das für mich heute. Ich bin durch.
Da waren ein paar Sachen dabei, die wäre ich allein mit meinem nagelneuen Crossover niemals gefahren. In Tunesien war ich sehr froh, dass ich das Training gemacht habe, meint sie abschließend. Vielleicht auch gerade, weil sie schon so viel Offroad-Erfahrung hat.
Fakten zur Tunesien-Reise
Wie eingangs schon geschrieben – lasst mich etwas kürzen. Einerseits, weil es kein Buch werden soll, andererseits, würde es für einen Beitrag zu dick, um hier noch mal episch auf die Tunesien-Silvester-Reise eingehen zu wollen.
Lest beim Veranstalter 4×4 Moments zur Tour. Heike war genau genommen total von den Socken. Einerseits, was die Organisation, andererseits, was Land & Leute betraf.
In Algerien haben wir Polizeischutz gehabt.
Ihr wart in Algerien?
Nein, wir waren an der algerischen Grenze.
Okay.
Wir wollten da einen Stellplatz beziehen, und wurden dabei von der Polizei beobachtet und anschließend zu einem besseren/sicheren Stellplatz eskortiert.
Wobei ich halt sagen muss, ich hab mich in keiner Situation unwohl oder nicht sicher gefühlt.
Abschließend sagt „Adventure-Heike“ zur Tour: „Sie sei sehr glücklich, dass sie mit ihrem Hymer-4×4-Sprinter Tunesien pur und ursprünglich entdecken durfte und nicht als „Bändchentourist“ durch das Land musste.“ Aber auch, dass sie unheimlich dankbar sei, so reisen zu dürfen, wissend, dass dies nicht selbstverständlich sei …
Probleme am Sprinter
Eigentlich wollte sie gar nicht darüber sprechen. Wohl, weil sie es weniger ernst nehmen will und in Summe super zufrieden ist. Aber ihr Sprinter macht auch Probleme.
Genauer die Elektronik. Die Motorkontrollleuchte und nachfolgender Notlauf. Das ist ihr im Norden, aber auch im Süden Tunesiens passiert.
Beim Schreiben des Beitrags steht Heikes Hymer Grand Canyon S 4×4 Crossover in der Werkstatt. Drücken wir ihr alle die Daumen und hoffen, dass die Ursache nun gefunden wird. Dann braucht sie wohl nur noch Platz für einen Kompressor, meint sie beschäftigt. Pläne für neue Reisen habe sie genug.
Ps. Als wir uns im Jeep-Universum verabschiedeten, saß Heike im Sprinter und streichelte das Armaturenbrett. Sie liebe ihren Sprinter, sagte sie leise.
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