Covid 19 / Corona zwingt uns zur Rückreise.
Weder zu sehen, noch zu riechen – der Covid 19 Virus und trotzdem hauen wir ab … Nein, dass wird kein Bericht in feinster Presse-Manier. Wenngleich ich Kontakt zur BILD hatte, aber dazu später.
Vielmehr habe ich gerade etwas mehr Zeit als sonst. Zu Hause, solidarisch.
Genau deswegen hau‘ ich eben in die Tasten. Um mich abzulenken. Obwohl es ja doch – bei der Heimreise aus Portugal, über Spanien und Frankreich – immer wieder um Corona gehen wird …
Los ging alles mit der Mercedes-Pannen-Ruftaste.
Was ist das?
Die kleine Taste mit Telefon und Schraubenschlüssel an der Dachbedieneinheit. Der kurze Weg zur Mercedes Mobilitätsgarantie oder eben Pannenhilfe.
Und warum?
Geiles Wetter, Sonnenschein und lange Weile. Zeit der Trittstufe vom ML-T etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Also Aufmerksamkeit und Schlosserhand. Aber dazu mehr im 20-Tausender-Beitrag …
Jedenfalls, sah ich – unter dem ML-T liegend, dass da Öltropfen am Automatikgetriebe hängen. Sch….!
Nein, keine besorgniserregende Menge, aber hin gehört es eben nicht. Eine Stunde später wusste ich auch, woher das Motoren-Öl kam. Ja, Motorenöl, kein Getriebeöl. Kleine Sache, große Wirkung. Eigentlich hätte ich das schnell selbst machen können … Die Dichtung vom Frischluftrohr am Turbolader wechseln (an dieser Stelle DANKE ich explizit dem Helmut!!!).
Das alles, während „Covid 19“ so langsam verunsichert. Also hier in Portugal, an der schönen Algarve bleiben und weiter am Projekt arbeiten oder eben zurück nach Hause. Auf dem kürzesten Weg. Ohne die noch geplanten Etappen.
Das tägliche Bewerten der Situation
Ich glaube, dass war das Schlimmste an der Sache.
Nein, keine Panik.
Eher klarer Verstand im Wechsel mit Sorge. Heim fahren oder doch in Portugal bleiben. Heute weiß ich, dass es richtig war, den Weg nach Hause zu nehmen.
Warum?
Stand heute ist bekannt, dass es (richtige) drastische Maßnahmen gibt und bestimmt auch noch geben wird. In der Hoffnung, dass selbe ihre Wirkung nicht verfehlen. So es aber doch zu einer weiteren Verbreitung von Covid 19 kommt, ist es sicher schwer zu vermitteln, dass man als Camper – und da machen wir uns nichts vor – im Nobelmobil in der Prärie steht. Im Extremfall den Einheimischen Ressourcen klaut. Nein. Auch keine Panik. Aber ganz sicher wird es, völlig nachvollziehbar, hier und da Menschen aufbringen.
Naja – und zu Hause ist dann eben doch zu Hause! Vielleicht auch, weil man/n helfen kann, was ich dann doch lieber tun würde.
Wie ging es denn nun weiter mit der Pannenhilfe von Mercedes Benz?
Kurz gesagt – ausgezeichnet, besser exzellent.
Ins Cockpit setzen, Taste drücken, im Display des MBUX den Rufaufbau beobachten und der freundlichen Stimme auf der anderen Seite „Hallo“ sagen. Nach dem Abgleich der Daten, aber auch nur deswegen gibt es bloß 4,5 von 5 Sternen, da die Fahrgestellnummer und meine Daten nicht automatisch übertragen wurden (wie es sein soll), ging es direkt zur Lösung. Ein Mercedes-Benz-Partner aus Portugal wird sich bei mir melden.
Keine 5 Minuten später klingelte mein Telefon.
Der portugiesische Mercedes-Service … Im astreinen Englisch.
Wir klärten die Situation und verabredeten uns für den Tag drauf, 11:00 Uhr.
Also nun definitiv abreisen …
Für den Werkstattbesuch mussten wir packen und beschlossen dann auch abzureisen. War es ja doch kein ruhiger Trip mehr. Das ständige Abwägen der der Situation.
Denis Katzer sagte mal „René, Heimat ist Heimat. Du brauchst immer eine Basis. Was ist, wenn mal etwas Unvorhersehbares passiert?“ Denis hat mit seiner Tanja (liebe Grüße an euch!) weit über 100 Länder bereist und ist mir in Sachen Reisen gefühlte 1000 Jahre voraus … ;)
Jedenfalls erinnerte ich mich in dieser Zeit an unser Gespräch.
Etappe Eins – von der Algarve Portugals nach Spanien
Am 17.3. um 11.00 Uhr hatten wir den Termin bei Mercedes Benz in Portimao. Hier wurden die Vorkehrungen in Sachen Corona erneut deutlich. Das Team wurde auf ein Drittel reduziert, Desinfektion des Fahrzeugs sowie aller Kontaktstellen war obligatorisch. Wunderte uns, ehrlich gesagt, gar nicht – hatten wir doch schon Tage vorher an den Supermärkten Einlassbeschränkungen und Menschen in Schlangen mit Sicherheitsabstand sehen können.
Kurzum ein IRRES DANKESCHÖN an das TEAM von MERCEDES BENZ in Portimao. Fünf von 5 Sterne!
Nach ungefähr einer Stunde ging es weiter. Runde 350 km nach Elvas, der portugisisch/spanischen Grenze.
Kaum Autos, ganz wenige LKW auf der Strasse – irgendwie spacig.
Angekommen an der Grenze heißt es:
„No transit to Spain, return to Portugal!“
Wie jetzt?
Ein Freund sagte wenige Stunden später, mit Soldaten diskutiert man nicht, bitte höchstens um Hilfe.
Ehrlich gesagt, war da auch nichts zum Diskutieren. So folgten wir der Anweisung und fuhren auf den zugewiesenen Platz. Dort verharrten wir mit bestimmt 50 weiteren Wohnmobilen. Über 6 Stunden.
Vor allem aber ganz ohne Informationen. Die Jungs waren freundlich, aber sehr sehr bestimmt. Etwa einmal pro Stunde ging ich fragen.
Sorry – do you have news for us?
Do you have water?
Yes.
Do you have food?
Yes.
Excuse me but i’m a soldier and obey government orders …
Umso größer war die Freude, als es vor 22.00 Uhr die Info gab, dass es in Kolonne über die Grenze geht.
YIPPI!
Freundenrufe, Hupen und sicher auch Tränen der Freude. Es geht weiter.
Mit einem „Zettel“ und einigen Angaben zu Fahrzeug und Person. Zweifache Ausfertigung, um Spanien wieder verlassen zu dürfen.
Also doch keine BILD-Zeitung?
Nein. Jeder Fotograf hat so seine Kontakte. Irgendwie versucht man dann ja doch alles. Also, wenn man so gar nicht weiß, wie es weiter geht. Denn der Anruf bei der Botschaft blieb unbeantwortet. Auch sonst war nichts raus zu bekommen. Also bei der Frage, ob Spanien die Grenzen wirklich dicht gemacht hat?
Kann doch nicht sein, schepperte es in mir. Na doch. Stand ja schließlich davor. Ok, was geht noch? Sinnieren … Der Stefan von der BILD …
„René, mach Bilder, bringe Storys!“
Freunde … DAS ist nicht meine Sache. Nicht als Fotograf, nicht als Mensch. Na klar, ein paar Bilder mit dem Handy habe ich gemacht. Bei mehr Not, hätte ich das sicher auch professionell abgearbeitet. Einfach, um so zu helfen. Bin froh‘ den Joker nicht ziehen gemusst zu haben.
Gleichzeitig DANKE ich aber auch dem Stefan. Er war quasi bei uns. Auch versorgte er uns mit Kontakten, welche uns mit großer Sicherheit am nächsten Tag geholfen hätten.
Nun – mit Abstand bin ich echt froh, dass es dann doch nicht so weit gekommen ist. Auch wissend, dass etwas mehr als sechs Stunden GAR KEINE Wartezeit sind. Gleich gar nicht im Wohnmobil …
Müde …
Eigentlich waren 1000 km geplant, sollte es ja schnell heim gehen.
100/150 km, nach der Grenze, war es dann auch gut. Also runter von der Autobahn und Stellplatz suchen. Tankstelle, Parkplatz und Polizeistation. Ein Whisky zum Abarbeiten und ein kurzer Blick in die Sterne …
Hier standen wir echt safe.
Von Spanien nach Frankreich
An oben genannter Tankstelle gleich noch mal den Tank voll hauen, man weiß ja nie …
Freunde – ein sonniger/netter Checkin in den Tag.
Die Tankstelle Caceres schien geschlossen. Nein, die junge freundliche Kassiererin winkte und signalisierte, dass ich tanken soll. LÄCHELND!
Das tat ich dann auch. Bezahlung durch den Nachtschieber. Ohne Kontakt. Super.
Und – Gott, dass macht mir gerade noch Gänsehaut. Mit einem super freundlichen Lächeln (und Gummihandschuhen) schob die Kassiererin noch einen Wunderbaum und zwei eingeschweißte Reinigunsgtücher durch den Schieber. So als Entschuldigung für die Situation. Und dabei konnte sie unmöglich wissen, dass wir über sechs Stunden für die Einreise brauchten.
Muchas gracias España!
Der nächste, spanische Tankstellenbetreiber war dann schon eher kopflos. Auch verständlich.
Wie auch in Frankreich. Hier waren die Folgen der Situation ebenfalls angekommen. Kaum Autos auf den Strassen, leere Raststätten und Tankstellen. Die Tankstellen hatten teilweise ihre Stores geöffnet (so wie HEUTE NOCH in Deutschland). Mir war es regelrecht peinlich, beim Zahlen mit Handschuhen den PIN in die Tasten zu drücken.
Bei der Einreise in Frankreich wollte unser „Dokument“ übrigens niemand sehen. Kurzer Blick des Grenzers, in die Augen und ein freundliches „Au revoir„!
Durch Frankreich nach Deustchland
Bei schönstem Sonnenschein, dem kurzen Gedanken, selben noch (im Sonnenuntergang) genießen zu wollen, hieß es dann doch, los 100 km gehen noch. Entgegen kamen uns die Mannschaftswagen der Polizei. Richtige Entscheidung, also weiterzufahren, um die 1000 voll zu machen.
Unterwegs kommen einem dann 1000 Gedanken. Auch, dass wir ja, von der Sonne geküsste Kinder sind. Um „Schimmi“ zu zitieren. Ist es doch so, mit dem Wohnmobil eine eigene Quarantäne-Station zu haben, so notwendig. Mensch … Echt spezielle Gedanken. Naja, 3000 km lassen auch jede Menge Spinnerei zu. Sorry dafür.
Paris umfahren wir über Sens. Die Strassen sind leer. Ganz vereinzelt LKW, noch weniger PKW. Die Tankstellen arbeiten im „Self-Service-Modus“. Also vor Entnahme Karte in den Automaten, um den Vorgang zu autorisieren, dann Zapfhahn in den Tank und tanken. Super. Kein Kontakt notwendig. In Corona-Zeiten mega clean, sonst eigentlich schade, so ganz ohne Kontakt.
An der Grenze zu Deutschland wollte der Polizist nur wissen, wohin die Reise, also Rückreise, geht. Gute Reise! An dieser Stelle ein HERZLICHES DANKESCHÖN an all diese Mädels und Jungs. An den Tankstellen und an den Grenzen. Vergessen wir ja alle doch zu schnell, wer wirklich gebraucht wird.
Willkommen in Deutschland!
Genau hier müsste ich eigentlich aufhören zu schreiben.
Denn …
Ich war SPRACHLOS.
Warum?
Mobile Blitzer, gleich nach der Grenze, haben mich weniger GESCHOCKT, wie das Verhalten der Germans auf der Autobahn. Welche übrigens knüppeldick voll war. Allein, dass ich das hier schreiben muss, bereitet mir immer noch Sorge.
Über 200 km/h schnell fahrende, von hinten aus dem Nichts kommende, meist bayrische Luxuslimousinen, Menschen, die es dann irgendwie noch eiliger haben …
Ach kommt. Das hier ist kein Platz für … Für?
Weiter gehts!
Wir mussten einkaufen. Zu Hause war schließlich NICHTS.
Wir sorgten uns, nun „Hamsterkäufer“ zu werden. Hatten ja schließlich NULL Vorräte zu Hause.
Das angefahrene Kaufland war VOLL. Voller Produkte, aber auch Menschen.
Wie Sicherheitsabstand?
Die Frau an der Kasse tat mir echt leid. Ich sprach, während des Kassiervorgangs, mit ihr. Erzählte auch, von unseren, Corona 19 geprägten, Erfahrungen in Portugal. Vor Tagen. Also Eintritt in kontrollierter Menge und Abstand in der Schlange davor. Sie war den Tränen nah. Verständlich! Ganz lieben Dank, dass ihr für uns da seid, ihr lieben Verkäufer/innen!
Ps. Klopapier war aus. Küchenrolle konnten wir die letzten 3 Rollen klar machen.
Noch schnell tanken und die letzten 550 km …
1000 km waren im Kasten. Die Heimat in Reichweite. Tankstelle, schnell tanken und Ad Blue nachfüllen …
Junge Junge. Das musste ich dann doch, abseits der Autobahn und bei einem Whisky, verarbeiten.
Ich konnte weder Diesel noch Ad Blue tanken. Die Tankstelle war VOLL geparkt von LKW. Die Ad-Blue-Säule war defekt, und bevor mich der nächste LKW zu parkt, habe ich schnell die Tankstelle verlassen. Teils im Rückwärtsgang …
Alter, DASS geht gar nicht!
Nein, die armen Trucker und Tankstellenmitarbeiter können da gar nichts für. Im Gegenteil – auch schön, dass es euch gibt!
Die letzten 550 km gab es dann am nächsten Tag.
Nun also wieder zurück – hoffentlich ohne Corona …
Zurück mit Erkenntnissen.
Der Abbruch der Tour – ich glaube das ist das Wenigste. In Zeiten von Corona.
Auf jeden Fall ist mir/uns IRRE bewusst geworden, wieviele Menschen es braucht, dass es funktioniert. Genau diesen Menschen widme ich diesen Beitrag!
DANKE euch!
Wenn ich (oder bestimmt auch der ein oder andere Leser hier) etwas für euch tun können, meldet euch!
Ungeniert!
Ein besonderer Dank geht an:
Das Team von Mercedes Benz, an der Hotline und die Schrauber in Portimao, aber auch an das Team von Camping Turiscampo Yelloh! Village Portugal!
Wir kommen wieder – so und so!
Bleibt gesund! #stayathome
Ps. Die Tage gibt es sicher noch etwas „Portugal“. Dann in aller Schönheit.
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